Bei unseren Nachforschungen haben wir im August 2021 Karin und Josef Hermanns kennengelernt, die viel mit dem Petershof verbindet. Sie freuten sich über unser Interesse und erzählten uns bereitwillig von ihrer Zeit auf dem Hof. Josef Hermanns leitete von 1968 bis 2001 die Werkstatt des Grünflächenamts, die dort seit 1949 untergebracht war, und die vierköpfige Familie wohnte von 1971 bis 1987 im Obergeschoss des „Weißen Hauses“. Manches, was uns bei unseren Begehungen mit dem Liegenschaftsamt aufgefallen war, wurde nun verständlicher und zu vielen Details erfuhren wir ihre Geschichten. In einer kleinen Bildreportage haben wir sie zusammengestellt.
Zwei Jahre bevor der Petershof mit der überstürzten Schließung der Kita 2015 endgültig seine Tore schloss und dem Verfall preisgegeben wurde, hatte der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RDVL) im Juni 2013 den Petershof zum „Denkmal des Monats“ gekürt. In der Pressemitteilung des RDVL und in ihrem am 18. Juni 2013 vor dem Petershof gehaltenen Vortrag beschreibt die Kunsthistorikerin Anja Schmid-Engbrodt ausführlich die Geschichte des Petershofs und seine architektonischen Besonderheiten. Sie verweist auf die Vorschläge von Studierenden des Masterstudiengangs Architektur an der FH Köln, die sich 2011/2012 nach einer Anfrage des Bürgervereins Müngersdorf e.V. über eine neue Nutzung des Hofs unter Erhaltung des ursprünglichen Hofcharakters Gedanken gemacht hatte. Doch trotz dieser vielfältigen Bemühungen um den Erhalt und die Nutzung eines Denkmals sollte es noch weitere sechs Jahre dauern, bis die Stadt Köln das Stadtentwicklungsbüro Luchterhandt aus Hamburg damit beauftragte, zusammen mit der Bürgerschaft in Müngersdorf eine „Ideenschmiede“ zur Neubelebung des Petershofs durchzuführen. Aus den vielfältigen Ideen entwickelte Luchterhand zwei Konzepte, eines mit Schwerpunkt „Wohnen“, eines mit Schwerpunkt „Arbeit“. Das Konzept „Wohnen“ liegt nun dem Interessenbekundungsverfahren der Stadt Köln zugrunde, in dem bis zum 31. Juli 2021 Vorschläge eingereicht werden können.
Wir danken Frau Anja Schmid-Engbrodt für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Presseerklärung und des Vortragsmanuskriptes auf unserer Webseite.
In den 1970er- und 1980er-Jahren begann das große Aufräumen in der Stadtlandschaft von Köln. Die letzten Fabriken und Industriebetriebe verschwanden aus Stadtteilen wie Ehrenfeld, Kalk, Mülheim oder der Südstadt, die letzten landwirtschaftlichen Betriebe in den Außenbezirken wurden eingestellt. Es begann eine Phase der wilden Umnutzung oder Neubebauung mit langweiligen Wohnsiedlungen oder grotesken Hochhäusern, die alte städtebauliche Landschaften zu zerstören drohten. Für Müngersdorf mit seinem einzigartigen alten Dorfkern zog die Politik 1988 die Reißleine und erließ eine Erhaltungssatzung.
In selten eindeutiger Weise wird in dieser Satzung das eigentliche Problem benannt: „Es besteht ein Konflikt zwischen den möglichen Wünschen der Eigentümer, im Erhaltungsgebiet über höhere Ausnutzung oder Nutzungsänderung und die damit verbundenen Änderungen der Bausubstanz den Wert ihrer Grundstücke zu erhöhen, und dem öffentlichen Interesse an der Erhaltung des alten Ortsbildes.“ Um diesem öffentlichen Interesse Ausdruck zu verleihen, wird in der Präambel der Erhaltungssatzung das Besondere an Müngersdorf herausgestellt: „Der Geltungsbereich der Satzung umfasst den ‚Kernbereich‘ des ehemaligen Dorfes Müngersdorf. Das Gebiet weist eine größere Anzahl baulicher Anlagen auf, die das Ortsbild und die Stadtgestalt prägen und von städtebaulicher, insbesondere geschichtlicher oder künstlerischer Bedeutung sind. Das Gebiet wird als erhaltungswürdig angesehen, da seine unverwechselbare Gestalt das charakteristische Ortsbild Müngersdorf darstellt.“ In Konflikten um Bauprojekte hat sich die Bürgerschaft in Müngersdorf und insbesondere der Bürgerverein Müngersdorf e.V. immer wieder auf diese Satzung bezogen und konnte dadurch eine ganze Reihe von geplanten Bausünden verhindern – siehe z.B. Blickpunkt Müngerdorf.
Der Petershof liegt mitten im „Kernbereich“ dieser Erhaltungssatzung und ist mit seinen alten Ziegelbauten und beeindruckenden Bäumen prägend für das Bild dieses Dorfes. Aber ein toter und verfallender Hof wirkt wie ein Fremdkörper, wie eine abgeriegelte Festung. Er kann nur im Sinne dieser Satzung „erhalten“ werden, wenn er wieder mit Leben gefüllt wird. Daran arbeiten wir!
Karte aus der Erhaltungssatzung
GESCHICHTE DES DENKMALS
Bei unseren Nachforschungen haben wir im August 2021 Karin und Josef Hermanns kennengelernt, die viel mit dem Petershof verbindet. Sie freuten sich über unser Interesse und erzählten uns bereitwillig von ihrer Zeit auf dem Hof. Josef Hermanns leitete von 1968 bis 2001 die Werkstatt des Grünflächenamts, die dort seit 1949 untergebracht war, und die vierköpfige Familie wohnte von 1971 bis 1987 im Obergeschoss des „Weißen Hauses“. Manches, was uns bei unseren Begehungen mit dem Liegenschaftsamt aufgefallen war, wurde nun verständlicher und zu vielen Details erfuhren wir ihre Geschichten. In einer kleinen Bildreportage haben wir sie zusammengestellt.
Zwei Jahre bevor der Petershof mit der überstürzten Schließung der Kita 2015 endgültig seine Tore schloss und dem Verfall preisgegeben wurde, hatte der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RDVL) im Juni 2013 den Petershof zum „Denkmal des Monats“ gekürt. In der Pressemitteilung des RDVL und in ihrem am 18. Juni 2013 vor dem Petershof gehaltenen Vortrag beschreibt die Kunsthistorikerin Anja Schmid-Engbrodt ausführlich die Geschichte des Petershofs und seine architektonischen Besonderheiten. Sie verweist auf die Vorschläge von Studierenden des Masterstudiengangs Architektur an der FH Köln, die sich 2011/2012 nach einer Anfrage des Bürgervereins Müngersdorf e.V. über eine neue Nutzung des Hofs unter Erhaltung des ursprünglichen Hofcharakters Gedanken gemacht hatte. Doch trotz dieser vielfältigen Bemühungen um den Erhalt und die Nutzung eines Denkmals sollte es noch weitere sechs Jahre dauern, bis die Stadt Köln das Stadtentwicklungsbüro Luchterhandt aus Hamburg damit beauftragte, zusammen mit der Bürgerschaft in Müngersdorf eine „Ideenschmiede“ zur Neubelebung des Petershofs durchzuführen. Aus den vielfältigen Ideen entwickelte Luchterhand zwei Konzepte, eines mit Schwerpunkt „Wohnen“, eines mit Schwerpunkt „Arbeit“. Das Konzept „Wohnen“ liegt nun dem Interessenbekundungsverfahren der Stadt Köln zugrunde, in dem bis zum 31. Juli 2021 Vorschläge eingereicht werden können.
Wir danken Frau Anja Schmid-Engbrodt für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Presseerklärung und des Vortragsmanuskriptes auf unserer Webseite.
Machbarschaft Köln eG
Lövenicher Weg 9-11
50933 Köln-Müngersdorf
Postanschrift:
Liblarer Str. 1
50968 Köln
info@petershof.org
TEL: 0157 50 67 35 64
Impressum
Datenschutz
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Der Klimawandel wird vor Köln nicht Halt machen und der Bausektor ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen. Sanierung statt Abriss ist hier der erste wichtige Schritt, den wir im Petershof gehen. So verhindern wir die Entstehung von grauer Energie und passen den Hof gleichzeitig an ein verändertes Klima an:
Wir schützen das Klima durch den Erhalt der alten Substanz, eine ökologische Dämmung, Photovoltaikanlagen und eine Wärmepumpe. Mit einer Grauwasseranlage, der Entsiegelung von Flächen, sowie der Pflege und dem Erhalt der bestehende Bäume tragen wir zu weniger Wasserverbrauch, Artenschutz und verbessertem Mikroklima in der Stadt bei. Denn für uns schließen sich Klimaschutz und Denkmalschutz nicht gegenseitig aus.
Wir haben die Verantwortung für das Gelände und die Gebäude für mindestens 99 Jahre übernommen. Durch zukunftsweisende und innovative Lösungen werden wir dieser Verantwortung gerecht: Für eine klimagerechte Stadt von morgen müssen wir heute die Weichen stellen.
Doch viele dieser ökologische Lösungen sind immer noch teuer und aufwendig. Klimaschutz muss praktisch werden!
Wir stehen am Anfang von klimatischen, sozialen und politischen Krisen, die sich gegenseitig verschärfen und eine wirkliche Antwort aus Politik und Gesellschaft lässt auf sich warten. Darauf wollen wir reagieren:
Für Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene braucht es selbstverwaltete Begegnungsorte, die für alle zugänglich sind und an denen solidarische Praxis entwickelt und gelebt wird.
Gemeinsam wollen wir in unserem soziokulturellen Zentrum Ideen für ein Zusammenleben in Nachbarschaft und Gesellschaft entwickeln, um den großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte zu begegnen.
Ein Ort zum Experimentieren und Ausprobieren, ein Begegnungsort, ein Versuchsraum für ein solidarisches Miteinander, Freiraum für Kunst und Kultur, ein Platz für praktisches Arbeiten.
Der Petershof ist ein geschichtsträchtiger Ort: Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, ist er heute einer der ältesten noch vorhandenen Vierkanthöfe in Köln. Über die Jahre ist er durch verschiedene Besitze gegangen und wurde somit zu einem bedeutenden Ort der Kölner Stadtgeschichte.
Zunächst wurde er als Gutshof benutzt, was sich heute noch an seiner unverwechselbaren architektonischen Gestalt erkennen lässt. Während der NS-Zeit nutzte eine Reiterstaffel der Hitlerjugend den Hof und zeitweise waren dort Zwangsarbeiter*innen untergebracht - der Petershof soll heute also auch ein Mahnmal der Vergangenheit sein.
Seit den 50er Jahren war in einem Teil des Hofes die Schlosserei des Kölner Grünflächenamtes untergebracht, während das ehemalige “Herrenhaus” lange Jahre als Kita diente. Viele Nachbar*innen aus Müngersdorf erinnern sich noch heute an ihre Kindergartenzeit im Petershof und sind dem Ort dadurch verbunden. Nicht nur die verschiedenen Nutzungen, sondern auch seine äußere Gestalt prägt bis heute: Rostrotes Klinkergebäude, alte Gemäuer, riesige Bäume - vieles davon unter Denkmalschutz. Ein dreifaches Denkmal: Natur-, Boden- und Baudenkmal!
Wohnen ist ein elementarer Bestandteil des Lebens und nachbarschaftliche Verbundenheit ist das Gegenstück zu gesellschaftlicher Spaltung. Unsere Genossenschaft erschafft im Petershof einen Ort, in dem über 30 Menschen aller Altersstufen und Lebenssituationen ihren Alltag gemeinsam bestreiten können. Wir richten verschiedene Wohnformen mit großzügigen Gemeinschaftsflächen ein: So können Menschen in Clustern, WGs, Familien- und Einzelwohnungen leben und den Ort mitgestalten. Häufig ist gemeinschaftlicher Wohnraum jedoch nicht für alle Menschen zugänglich und auch Genossenschaften fordern oft hohe Investitionseinlagen von ihren Bewohner*innen: Wer in einer Genossenschaftswohnung einziehen möchte, muss pro Quadratmeter eine bestimmte Zahl an nutzungsbezogenen Genossenschaftsanteilen zeichnen.
Wir wollen gemeinschaftliches Wohnen im Petershof unabhängig vom Geldbeutel ermöglichen. 30% der Wohnungen werden WBS-gefördert sein. Dazu richten wir einen Solidarfonds ein, über den die nutzungsbezogenen Anteile für Menschen mit weniger Geld übernommen werden können. Außerdem halten wir drei Wohneinheiten für Menschen frei, die auf dem Kölner Wohnungsmarkt diskriminiert werden.