Die Vergangenheit ist nicht zu fern – Jugend und Strafe in der NS-Zeit und heute
- Ein Themenabend im Petershof
Bis heute sind Teile des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Kontinuitäten der NS-Zeit gezeichnet. Das betrifft das deutsche Verständnis von Erziehung im Allgemeinen und die Erziehung im Kontext des Jugendstrafvollzugs im Besonderen, was sich etwa in Begrifflichkeiten und aus der NS-Zeit übernommenen rechtlichen Grundlagen zeigt. So wird bis heute in jungen Menschen, die vor Gericht stehen, nach sogenannten schädlichen Neigungen gesucht, die das strafrechtlich relevante Verhalten begründen sollen; der Umgang steht im Widerspruch zu demokratischen Ideen von Erziehung und Entwicklung. Im Rahmen der Veranstaltung ergründen Lisa Tölle, Jan Tölle und Michèle Winkler die NS-Kontinuitäten im Jugendstrafrecht und die gesellschaftliche Perspektive auf Jugend, die sich darin spiegelt. Gemeinsam wollen wir tradierte Linien in aktuellen Jugendkriminalitätsdiskursen erhellen, diskutieren und über Alternativen nachdenken.
Moderiert wird das Gespräch vom AKJ Köln.
Der Themenabend ist eine Kooperation des Komitees für Grundrechte und Demokratie, dem EXIT-EnterLife e.V., dem AKJ Köln und dem Petershof.
Die Beteiligten:
Dr. Lisa Tölle ist Kriminologin und Sonderpädagogin. An der pädagogischen Hochschule Freiburg beschäftigt sich in ihrer Forschung mit staatlichen Reaktionen auf abweichendes Verhalten.
Jan Tölle ist Supervisor (DGSv) und Geschäftsführer von EXIT-EnterLife e.V., einem Träger für emanzipatorische Bildung für junge Menschen in Haft. Aus abolitionistischer Perspektive setzt er sich kritisch mit Strafen und Gefängnis auseinander.
Michèle Winkler arbeitet als Politische Referentin im Komitee für Grundrechte und Demokratie, mit einem Fokus auf die Kritik staatlicher Gewaltinstitutionen, insbesondere die Polizei.
Der AKJ (Arbeitskreis kritischer Jurist\innen) Köln ist eine bundesweit vernetzte rechtspolitische Hochschulgruppe, die sich aus einer kritischen Perspektive mit dem Recht auseinandersetzen.
Der Klimawandel wird vor Köln nicht Halt machen und der Bausektor ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen. Sanierung statt Abriss ist hier der erste wichtige Schritt, den wir im Petershof gehen. So verhindern wir die Entstehung von grauer Energie und passen den Hof gleichzeitig an ein verändertes Klima an:
Wir schützen das Klima durch den Erhalt der alten Substanz, eine ökologische Dämmung, Photovoltaikanlagen und eine Wärmepumpe. Mit einer Grauwasseranlage, der Entsiegelung von Flächen, sowie der Pflege und dem Erhalt der bestehende Bäume tragen wir zu weniger Wasserverbrauch, Artenschutz und verbessertem Mikroklima in der Stadt bei. Denn für uns schließen sich Klimaschutz und Denkmalschutz nicht gegenseitig aus.
Wir haben die Verantwortung für das Gelände und die Gebäude für mindestens 99 Jahre übernommen. Durch zukunftsweisende und innovative Lösungen werden wir dieser Verantwortung gerecht: Für eine klimagerechte Stadt von morgen müssen wir heute die Weichen stellen.
Doch viele dieser ökologische Lösungen sind immer noch teuer und aufwendig. Klimaschutz muss praktisch werden!
Wir stehen am Anfang von klimatischen, sozialen und politischen Krisen, die sich gegenseitig verschärfen und eine wirkliche Antwort aus Politik und Gesellschaft lässt auf sich warten. Darauf wollen wir reagieren:
Für Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene braucht es selbstverwaltete Begegnungsorte, die für alle zugänglich sind und an denen solidarische Praxis entwickelt und gelebt wird.
Gemeinsam wollen wir in unserem soziokulturellen Zentrum Ideen für ein Zusammenleben in Nachbarschaft und Gesellschaft entwickeln, um den großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte zu begegnen.
Ein Ort zum Experimentieren und Ausprobieren, ein Begegnungsort, ein Versuchsraum für ein solidarisches Miteinander, Freiraum für Kunst und Kultur, ein Platz für praktisches Arbeiten.
Der Petershof ist ein geschichtsträchtiger Ort: Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, ist er heute einer der ältesten noch vorhandenen Vierkanthöfe in Köln. Über die Jahre ist er durch verschiedene Besitze gegangen und wurde somit zu einem bedeutenden Ort der Kölner Stadtgeschichte.
Zunächst wurde er als Gutshof benutzt, was sich heute noch an seiner unverwechselbaren architektonischen Gestalt erkennen lässt. Während der NS-Zeit nutzte eine Reiterstaffel der Hitlerjugend den Hof und zeitweise waren dort Zwangsarbeiter*innen untergebracht - der Petershof soll heute also auch ein Mahnmal der Vergangenheit sein.
Seit den 50er Jahren war in einem Teil des Hofes die Schlosserei des Kölner Grünflächenamtes untergebracht, während das ehemalige “Herrenhaus” lange Jahre als Kita diente. Viele Nachbar*innen aus Müngersdorf erinnern sich noch heute an ihre Kindergartenzeit im Petershof und sind dem Ort dadurch verbunden. Nicht nur die verschiedenen Nutzungen, sondern auch seine äußere Gestalt prägt bis heute: Rostrotes Klinkergebäude, alte Gemäuer, riesige Bäume - vieles davon unter Denkmalschutz. Ein dreifaches Denkmal: Natur-, Boden- und Baudenkmal!
Wohnen ist ein elementarer Bestandteil des Lebens und nachbarschaftliche Verbundenheit ist das Gegenstück zu gesellschaftlicher Spaltung. Unsere Genossenschaft erschafft im Petershof einen Ort, in dem über 30 Menschen aller Altersstufen und Lebenssituationen ihren Alltag gemeinsam bestreiten können. Wir richten verschiedene Wohnformen mit großzügigen Gemeinschaftsflächen ein: So können Menschen in Clustern, WGs, Familien- und Einzelwohnungen leben und den Ort mitgestalten. Häufig ist gemeinschaftlicher Wohnraum jedoch nicht für alle Menschen zugänglich und auch Genossenschaften fordern oft hohe Investitionseinlagen von ihren Bewohner*innen: Wer in einer Genossenschaftswohnung einziehen möchte, muss pro Quadratmeter eine bestimmte Zahl an nutzungsbezogenen Genossenschaftsanteilen zeichnen.
Wir wollen gemeinschaftliches Wohnen im Petershof unabhängig vom Geldbeutel ermöglichen. 30% der Wohnungen werden WBS-gefördert sein. Dazu richten wir einen Solidarfonds ein, über den die nutzungsbezogenen Anteile für Menschen mit weniger Geld übernommen werden können. Außerdem halten wir drei Wohneinheiten für Menschen frei, die auf dem Kölner Wohnungsmarkt diskriminiert werden.